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Ihr sollt in Freuden ausziehen und im Frieden geleitet werden.
Jesaja 55, 12
"Ich bin vergnügt, erlöst, befreit": So hat Hanns Dieter Hüsch in einem wunderbaren Psalm geschrieben.
Vergnügt, erlöst befreit: So möchte auch ich von Gott erzählen. In meinen Blogs, in meinen Liedern, in meinen Büchern, in meinen Predigten.
Vergnügt, erlöst befreit: So setze ich mich auch politisch für das Wohl der Menschen und für den Erhalt von Gottes wunderbarer Schöpfung ein. Denn Leben ist immer auch politisch.
Vergnügt, erlöst, befreit! Lassen Sie sich anstecken von der frohen Botschaft. Ich hoffe, dass sie etwas davon hier finden.
Ihr
Suchbegriffe, die zur Citykirche führten
Angeregt durch Andrea Juchem und Alexander von Halem, die diese Rubrik schon eine Weile pflegen, habe ich nun auch einmal die Statistik durchforstet. Da gibt es wirklich interessante Suchbegriffe, die auf unsere Website führen:
Haben wir auf jeden Fall hier. Wenn Sie Ihres nicht mehr finden, nehmen Sie einfach unseres. Passt bestimmt auch irgendwie. Sind doch eh alle gleich und keiner liest sie.
Nein, verleihen wir nicht, sorry. Auch nicht, wenn man genau in dem Moment, in dem ich mich über diesen Suchtreffer wundere, noch bei mir anruft.
Ja, einen Mittelalter-Gottesdienst haben wir mal gefeiert. Und damals war Konrad Duden ja noch nicht geboren, also was solls.
Knapp daneben. Auch wenn ich im Studium immerhin mal eine Zeitlang im Kreis Neuss gewohnt habe.
Wir haben einen Siegfried Bergler und einen Stadtteil Bergl, der aber nicht nach ihm benannt ist. Bergel haben wir leider nicht im Programm.
Ja, das finde ich allerdings auch. Unbedingt. Bin ich dabei. Aber Lausi bitte auch.
Bei uns im MehrWegGottesdienst schon mal, ja. Im Neuen Testament bin ich überfragt.
In Mailand. Und in der Osterpredigt. Ansonsten mal Gerhard Schöne fragen, der hat ein Lied dazu gemacht.
Ganz ehrlich: Bei allen Problemen, mit denen wir uns so herumschlagen – uns geht es doch wirklich ausgezeichnet. Kaum jemand in unserem Land weiß wirklich, was Hunger ist. Die Älteren, ja, die kennen das noch, aus der harten Zeit nach dem Krieg. Als viele Wohnungen zerstört waren, Familien auseinandergerissen, liebe Menschen tot oder vermisst. Und als es nichts zu Essen gab. Wassersuppe. Brotsuppe. Irgend etwas, was halbwegs essbar war, wurde damals gekocht und gegessen.
Doch selbst die, die die Zeit nach dem Krieg erlebt haben, können sich wohl kaum vorstellen, was im Moment in Ostafrika geschieht, speziell in Somalia, das nach 20 Jahren Bürgerkrieg völlig zerstört ist. Und nun kommt noch die große Dürre dazu, die praktisch die ganze Ernte zerstört hat. Ich möchte es auch gar nicht weiter ausmalen, wir können es uns, denke ich, vorstellen – oder eben doch nicht vorstellen, was da geschieht, denn da reicht alle Phantasie nicht aus.
Predigt am 3. Sonntag nach Trinitatis 2005
Gochsheim, 11./12.6.2005; Schonungen, 10.7.2011
Text: Lk 15, 1-7 (8-10)
Es nahten sich ihm aber allerlei Zöllner und Sünder, um ihn zu hören. 2 Und die Pharisäer und Schriftgelehrten murrten und sprachen: Dieser nimmt die Sünder an und isst mit ihnen. 3 Er sagte aber zu ihnen dies Gleichnis und sprach: 4 Welcher Mensch ist unter euch, der hundert Schafe hat und, wenn er eins von ihnen verliert, nicht die neunundneunzig in der Wüste läßt und geht dem verlorenen nach, bis er's findet? 5 Und wenn er's gefunden hat, so legt er sich's auf die Schultern voller Freude. 6 Und wenn er heimkommt, ruft er seine Freunde und Nachbarn und spricht zu ihnen: Freut euch mit mir; denn ich habe mein Schaf gefunden, das verloren war. 7 Ich sage euch: So wird auch Freude im Himmel sein über einen Sünder, der Buße tut, mehr als über neunundneunzig Gerechte, die der Buße nicht bedürfen.
Liebe Gemeinde!
Bestimmt kennen Sie das auch, dass Sie immer wieder nach irgend etwas suchen. Nach der Brille – wo hab ich die schon wieder hingelegt? Ach, sie sitzt ja auf dem Kopf. Nach den Schlüsseln – wo können die nur wieder sein? Einmal habe ich sie im Puppenwagen wiedergefunden, fein säuberlich zugedeckt. Ganz schlimm sind auch diese schnurlosen Telefone. Die kann man überall im Haus mit hinnehmen – und dann da liegen lassen. Aber die haben zum Glück eine eingebaute Suchfunktion. Einmal auf das Knöpfchen an der Basisstation drücken – schon klingelts irgendwo im Haus.
Was suchen Sie immer wieder? Es ist schon manchmal nervig, diese Sucherei. Oder sind Sie einer dieser beneidenswerten Menschen, die immer alles genau am richtigen Platz haben, die immer von allem genau wissen, wo es hingehört? Dann herzlichen Glückwunsch. Das ist eine Gabe, die wirklich nicht jeder hat.
Auf dem Computer geht das mit dem Suchen ganz einfach. Da gebe ich nur „Schaf“ ein – und innerhalb von Sekunden habe ich das Bild gefunden, das Sie heute auf dem Liedblatt sehen. Aber im wirklichen Leben gibt's leider keine solchen Suchmaschinen. Da muss man schon selber ran. Und das kann manchmal ganz schön nervenaufreibend sein.
Auch Gott ist auf der Suche, erzählt Jesus. Aber er sucht nicht etwas, sondern jemanden. Er sucht Menschen. Er sucht alle die, die ihm verlorengegangen sind. Nicht, dass Gott etwa unaufmerksam gewesen wäre oder einfach vergessen hätte, wo er seine Menschen hingetan hätte. Nein. Er hatte ihnen die Freiheit gelassen, ihren Weg selbst zu suchen. Er hatte zwar den Weg für die ganze Herde vorgezeichnet – aber wenn ein Schaf sich einen anderen Weg suchen wollte, dann durfte es den auch gehen.
Dummerweise bedeutet das meistens, wenn auch nicht immer: Der Weg ist viel unbequemer, steiler, steiniger, als der, den der gute Hirte für uns ausgesucht hat. Es ist ein Weg, auf dem man hängenbleiben kann, in den Dornen feststecken kann. Ein Weg, der voller Steine ist, an denen wir unsere Füße stoßen können. Ein Weg, von dem man abkommen kann, sich verirren kann. Auf jeden Fall nicht der Weg, den der gute Hirte gedacht hatte für uns.
Gott lässt uns die Freiheit, auch andere Wege zu gehen. Letzte Woche haben wir davon gehört im Predigttext, von dem Gutsherrn, der eingeladen hat zu seinem Fest, aber keiner ist gekommen. Er hat die Menschen nicht gezwungen, zu kommen. Aber er hat sehr deutlich gesagt: Der Weg, den ihr geht, ist kein guter Weg.
Letzte Woche klang das sehr endgültig, zornig, unumkehrbar. Aber heute, quasi als Fortsetzung, erzählt Jesus, wie Gott damit umgeht, wenn einer aus seiner Herde fehlt: Es ist ihm nicht egal. Er macht sich auf die Suche. Und wenn der Hirte die ganze Nacht hindurch suchen muss: Er wird sein verlorenes Schaf finden. Und wenn ers gefunden hat, dann ist die Freunde groß: Er geht zu seinen Nachbarn und sagt: „Freut euch mit mir, ich habe mein Schaf wiedergefunden!“
So ist Gott zu uns. Er geht uns nach. Er sucht nach uns, wenn wir andere Wege gehen. Er verzeiht uns, wenn wir uns verlaufen haben, wenn wir uns verrannt haben in unserem Leben. Und wenn wir uns von ihm finden lassen, dann ist die Freude groß im Himmel. Denn jeder einzelne hier ist für Gott wichtig, unersetzlich. Zu jedem und jeder von uns hat er gesagt, in der Taufe: Ich habe dich lieb. Du hast bei mir einen Namen. Du gehörst zu mir. Ich lasse dich nicht mehr aus meiner Hand fallen.
Und das gilt für uns alle. Auch für die Menschen, von denen wir Abschied nehmen mussten. Auch für sie gilt: Selbst der Tod kann uns nicht trennen von diesem guten Hirten, der uns nachläuft, uns sucht, uns überall aufspürt, wenn wir uns verlaufen haben in unserem Leben.
Und der Friede Gottes, der höher ist als alles unsere menschliche Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.
Predigt an Himmelfahrt
Gochsheim, 05.05.05; Schonungen, 02.06.11
Text: 1. Kön 8, 22-24.26-28
Und Salomo trat vor den Altar des HERRN angesichts der ganzen Gemeinde Israel und breitete seine Hände aus gen Himmel 23 und sprach: HERR, Gott Israels, es ist kein Gott weder droben im Himmel noch unten auf Erden dir gleich, der du hältst den Bund und die Barmherzigkeit deinen Knechten, die vor dir wandeln von ganzem Herzen; 24 der du gehalten hast deinem Knecht, meinem Vater David, was du ihm zugesagt hast. Mit deinem Mund hast du es geredet, und mit deiner Hand hast du es erfüllt, wie es offenbar ist an diesem Tage. 26 Nun, Gott Israels, lass dein Wort wahr werden, das du deinem Knecht, meinem Vater David, zugesagt hast. 27 Aber sollte Gott wirklich auf Erden wohnen? Siehe, der Himmel und aller Himmel Himmel können dich nicht fassen - wie sollte es dann dies Haus tun, das ich gebaut habe? 28 Wende dich aber zum Gebet deines Knechts und zu seinem Flehen, HERR, mein Gott, damit du hörest das Flehen und Gebet deines Knechts heute vor dir.
Liebe Gemeinde!
Der große König Salomo, der prächtigste König aller Zeiten in Israel: Er hat einen Tempel bauen lassen. An nichts hat es gemangelt, eine Menge Geld und Arbeit hat dieses Bauwerk gekostet. Nun wird er feierlich eingeweiht. Dabei gibt sich Salomo bescheiden. Er sieht das Bauwerk, das für die Gegend und die Zeit sicher eindrucksvoll war, und trotz der Großartigkeit spürt er: Es reicht nicht. Es ist nicht genug, um Gott zu fassen. Dieser prachtvolle Bau, er ist auch nicht annähernd ausreichend für Gott. Selbst der prachtvollste Bau, vom größten König aller Zeiten gebaut, er reicht nicht aus, um Gott zu beherbergen.
Denn Gott ist groß, Gott ist unfassbar gewaltig. Selbst der Himmel, selbst das Weltall können ihn nicht fassen. Gott, der die Welt geschaffen hat, ist größer als die Welt. Nichts in der Welt kann diesem Gott gerecht werden. Nichts und niemand kann für sich in Anspruch nehmen, diese weit über menschliches Fassungsvermögen hinausgehende Macht fassen zu können. Jeder Versuch, den zu verstehen, der das Universum gemacht hat, ist zum Scheitern verurteilt. Wir verstehen ja noch nicht einmal das Universum geschweige denn seinen Schöpfer.
Salomo hat erkannt: Gott wohnt nicht in diesem Tempel. Die ganze Erde und die Himmel sind sein Werk. Gott sprengt jeden Rahmen unseres Denkens, unserer Vorstellungskraft.
Aber: Der Tempel Gottes, er wird durch dieses Gebet des Salomo zu einem Ort, an dem wir es spüren können: Gott ist uns nahe. Das können wir zwar überall erfahren, und insofern haben die Menschen schon recht, die sagen: Gott finde ich auch im Wald. Aber trotzdem ist dieser Tempel, so wie für uns jede Kirche, ein besonderer, heiliger Ort. Ein Ort, der uns Zuflucht und Ruhe bereithält. Das ist etwas, was ich besonders in den großen Städten immer schätze, was mich fasziniert und anzieht: Mitten im Verkehrslärm steht eine Kirche, wie eine Insel der Ruhe. Und wenn ich durch die alten Holztüren ins Innere der dicken Mauern trete, dann bleibt dieser ganze Lärm, die Hektik, draußen. Das Hupen und der Motorenlärm dringt vielleicht noch gedämpft zu mir vor – aber innen, da brennen Kerzen, da beten Menschen, da spielt vielleicht irgendwo leise Musik. Da ist Platz zum Stillwerden, zum Innehalten, zum Gebet.
Das andere, was die Kirchen für uns so wichtig macht, das ist eben die Gemeinschaft. So, wie wir hier heute sitzen, so wie wir Sonntag für Sonntag zum Gebet zusammenkommen, so sind wir als eine Gemeinschaft aufeinander angewiesen. Wir können füreinander beten, wir können uns umeinander sorgen, wir merken vielleicht, wenn jemand nicht mehr kommen kann, weil er oder sie krank ist. Und wir stehen in einer langen Tradition von Menschen, die hier an diesem Ort zusamenngekommen sind.
Manchmal erinnere ich daran, wenn wir Kinder an unserem alten Taufstein taufen – dass die Menschen schon vor Jahrhunderten hier zusammengekommen sind, dass sie hier miteinander gefeiert haben, Kinder getauft haben, geheiratet haben und voneinander Abschied genommen haben am Ende des Lebens.
Aber Gott ist größer als das. Größer als unsere Kirchenmauern, das dürfen wir nicht vergessen. Wenn wir auf Jesus sehen, dann kommen ganz andere Orte in den Blick, auf die uns Jesus hingewiesen hat: Die Orte, wo Ausgestoßene leben, wo Krankheit und Not herrschen, wo Menschen einsam sind – gerade dort können wir Gott begegnen. Gerade dort sollen wir als Kirche sein.
Christi Himmelfahrt feiern wir heute – was bedeutet das eigentlich? Wo ist dieser Himmel, von dem wir immer sprechen? Wo wohnt Gott? Im Tempel Salomos, im Wald, in unserer Kirche, in unserem Herzen, irgendwo hinter den Wolken?
Vielleicht könnte man es so sagen: Himmel – das ist nicht das, was irgendwo weit über uns hängt, woraus es heute ein wenig tröpfelt und wo manchmal die Sonne scheint. Der Himmel – das ist überall da, wo Gott wohnt, wo er spürbar wird in unserem Leben. Der Himmel: Das ist der Ort Gottes. Der Ort, wo wir ihm begegnen können. Das kann diese unsere Kirche sein oder eine andere, irgendwo auf dieser Welt. Das kann eine Gemeinschaft von Menschen sein, die sich der Nachfolge Jesu verschrieben haben, so wie die Brüder von Taizé in Frankreich, wo jetzt gerade wieder etwa 100 Schülerinnen und Schüler aus Schweinfurt und Umgebung zu Besuch sind, einige Tage mit den Brüdern und Tausenden von Jugendlcihen zum Gebet zusammenkommen, in kleinen Gruppen miteinander ins Gespräch kommen, mitarbeiten in der Gemeinschaft. Das kann dort sein, wo wir uns mit Wort und Tat für die Menschen einsetzen, die in unserer Welt benachteiligt sind. Das kann dort sein, wo wir einem anderen Menschen mit einem Lächeln begegnen. Wo wir jemandem die Hand zur Versöhnung entgegenstrecken. Wo wir einfach aufmerksam hören und sehen, was unseren Nächsten bewegt, was er oder sie gerade braucht. Da, an diesen Orten, da wohnt Gott. Da, an diesen Orten, da ist der Himmel auf Erden.
Und der Friede Gottes, der höher ist als alles unsere menschliche Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.
Momentan gastiert in Schweinfurt der Zirkus Charles Knie. Wir waren mit unseren Kindern drin – und teilweise wusste ich wirklich nicht, ob ich lieber auf die leuchtenden Kinderaugen oder in die Manege schauen sollte. Einfach eine wunderschöne Vorstellung. Das hat von Anfang bis Ende Spaß gemacht und wird unserer Tochter sicher als schönster Geburtstag ihrer Kindheit in Erinnerung bleiben.
Über Twitter erreichte mich aber eine Anfrage von @textzicke, die ich durchaus sehr ernst nehme: „Ich finde, Zirkusse mit Tier-Beteiligung sind eine riesige Schweinerei. Boykottiere ich seit Jahren. :(“
Gemeinschaft der Eiligen – der erste Twittergottesdienst auf dem Barcamp Kirche 2.0 in Frankfurt
Pfarrer Heiko Kuschel und Pfarrer Alexander Ebel haben am Sonntag die erste Twandacht mit Hilfe von Alexander Schnapper (i-public) gleitet.
Texte und Gebete wurden mit dem Hashtag #twigo über Twitter verbreitet.
Dies waren die Tweets, die - bis auf einige technisch bedingte Unterbrechungen - in Begleitung des Gottesdienstes gesendet wurden:
Darf man Hitler töten? Kaum einer hat wohl mit dieser Frage so gerungen wie der Theologe Dietrich Bonhoeffer. Nach langem Überlegen, vielen Diskussionen und mit allen damit verbundenen Zweifeln kam er zu dem Schluss: Als Christ darf ich nicht nur, ich muss. Aus der Nächstenliebe heraus erwächst einem Christen die Pflicht, diesen Menschen, der so unsägliches Leid über die Welt gebracht hat, zu töten, um dem Ganzen ein Ende zu machen. Und dennoch: Es bleibt Schuld. Schuld, die Dietrich Bonhoeffer bereit gewesen wäre, auf sich zu nehmen. Ein Mord bleibt ein Mord, so seine Überzeugung. Und trotzdem muss er getan werden, denn nichts zu tun, wäre die noch weitaus größere Schuld. „Wer sich in der Verantwortung der Schuld entziehen will, löst sich aus dem erlösenden Geheimnis des sündlosen Schuldtragens Jesu Christi und hat keinen Anteil an der göttlichen Rechtfertigung, die über diesem Ereignis liegt. Er stellt seine persönliche Unschuld über die Verantwortung für die Menschen, und er ist blind für die heillosere Schuld, die er gerade damit auf sich lädt.“ (Bonhoeffer, Ethik, zitiert nach: Renate Wind: Dem Rad in die Speichen fallen, 7. Aufl. 1994, S. 123)
Predigt am Sonntag Quasimodogeniti
Gochsheim, 22./23.4.2006; Schweinfurt-Auferstehung, 1.5.2011
Text: Kol 2, 12-15
Mit ihm seid ihr begraben worden durch die Taufe; mit ihm seid ihr auch auferstanden durch den Glauben aus der Kraft Gottes, der ihn auferweckt hat von den Toten. 13 Und er hat euch mit ihm lebendig gemacht, die ihr tot wart in den Sünden und in der Unbeschnittenheit eures Fleisches, und hat uns vergeben alle Sünden. 14 Er hat den Schuldbrief getilgt, der mit seinen Forderungen gegen uns war, und hat ihn weggetan und an das Kreuz geheftet. 15 Er hat die Mächte und Gewalten ihrer Macht entkleidet und sie öffentlich zur Schau gestellt und hat einen Triumph aus ihnen gemacht in Christus.
Liebe Gemeinde!
Manche Menschen feiern zweimal Geburtstag. Sie feiern einmal ihren tatsächlichen Tag der Geburt – und dann noch einen Tag, an dem sie auf wundersame Weise noch einmal mit dem Leben davongekommen sind. Ein Unfall, der tödlich hätte enden können. Aus dem Koma erwacht, als die Ärzte es eigentlich schon aufgegeben hatten. Oft sind solche Erlebnisse so einschneidend, dass es wie der Beginn eines neuen Lebens ist. Eines Lebens, das die Betroffenen dann oft auch viel bewusster, viel intensiver führen als ihr „erstes“ Leben. Denn sie wissen, haben am eigenen Leib gespürt, wie bedroht dieses Leben ist. Wie schnell es vorbei sein kann. Sie wissen: Ich war eigentlich schon einmal tot. Mir wurde ein neues Leben geschenkt.
Unser heutiger Predigttext sagt:
Ihr alle wart schon mal tot!
Jeder und jede von uns sollte eigentlich einen solchen zweiten Geburtstag im Jahr feiern. Den Tag, an dem sich alles geändert hat. Den Tag, an dem wir neu geboren wurden und jetzt ganz anders durchs Leben gehen, viel aufmerksamer, viel dankbarer, viel ernsthafter und gleichzeitig fröhlicher. Wann? Ganz einfach – am Tag unserer Taufe. „Mit Jesus seid ihr begraben worden durch die Taufe“, so schreibt Paulus an die Kolosser. Tot sind wir gewesen durch die Sünde, tot fühlen wir uns manchmal vielleicht auch schon mitten im Leben.
Denn manchmal ist man nicht erst tot, wenn das Herz aufhört zu schlagen. Schon mitten im Leben gibt es Menschen, die sich fühlen, als wären sie tot. Die nur noch darauf warten, endgültig zu sterben. Die ihr Leben aufgegeben haben. Die ihre Gaben und Begabungen ängstlich verstecken. Die sagen: „Da kann man ja doch nichts machen“.
Lied: Gerhard Schöne: Lebendig tot
„Wenn man mitkriegt, dass man tot ist, muss man laut um Hilfe schrein! Vielleicht haucht dann Gott persönlich einem nochmal Leben ein.“
Ja, genau das ist es, was die Taufe ausmacht: Sie macht uns lebendig. Sie haucht uns neues Leben ein. Alles, was lebensfeindlich ist, die Sünde, alles von uns von Gott und anderen Menschen trennt, es stirbt, wird weggewaschen. Wir können ein neues Leben beginnen.
Heute verwenden wir das Wasser nur noch symbolisch und spärlich bei der Taufe, doch früher wurden die Täuflinge oft ganz unter Wasser gedrückt – ein sichtbares Zeichen dafür, dass der alte Mensch regelrecht ersäuft und aus dem Wasser ein neuer Mensch steigt. Ein Mensch, der zu Gott gehört. Ein Mensch, der neu geboren ist. Ein Mensch, der erlöst ist von allem, was sein altes Leben ausgemacht hat.
Das ist der zweite Teil der Taufe: Nicht nur, dass der alte Mensch stirbt, sondern eben, dass dieser Tod nur der Anfang für ein neues Leben ist. Für ein Leben, das untrennbar mit Gott verbunden ist. Das ist es, was wir an Ostern feiern und auch heute noch feiern: Dass Jesus uns dieses Leben ermöglicht hat.
Wenn Menschen sagen: Sie haben zweimal im Jahr Geburtstag, dann ist es oft so, dass sie dieses zweite, geschenkte Leben viel intensiver leben als das erste.
Gilt das auch für uns? Wir haben ein zweites Leben geschenkt bekommen. Wir sind getauft. Alles das Alte, alles, was in den Bereich des Todes gehört, ist nicht mehr da. Nicht vor Gott. Es mag sein, dass es in unserem Leben vieles gibt, was uns wieder davon abbringen will und manchmal vielleicht auch kann. Aber unser neues Leben hat schon begonnen. Gott hat uns lebendig gemacht durch die Taufe. Ob wir das wirklich ernst nehmen können in unserem Leben?
Heute ist der erste Sonntag nach Ostern. Der Abschluss der österlichen Festwoche. Im Mittelpunkt dieses Sonntags standen früher die Neugetauften. Noch heute erinnert der Name des Sonntags daran. „Quasimodogeniti" - das heißt übersetzt: "wie die neugeborenen Kindlein". Und damit sind gerade die Neugetauften, die durch die Taufe Neugeborenen gemeint, auch wenn sie damals nicht Kindlein, sondern erwachsene Leute waren. Getauft in der Osternacht waren sie die Osterwoche hindurch, gekleidet in weiße Gewänder, von Kirche zu Kirche gezogen und haben dort jeweils Station gemacht und Gottesdienst, Messe gefeiert. Stellen Sie sich das vor: Eine Festwoche ganz in weiß, ein Leben wie in einer eigenen Welt, nämlich der Welt „des neuen Lebens“ - voll von den Düften der Salböle, voll dem Licht der Kerzen und dem Rhythmus der liturgischen Gesänge: Eine eigene Welt war das abseits des Alltags, eine Liturgie des Lebens, die da eingeübt wurde.
Und dann kommt der 1. Sonntag nach Ostern: Die Neugetauften legen ihre weißen Festkleider, ihre Taufkleider ab und zum ersten Mal wieder die Alltagskleider an. Der Kleiderwechsel als ein Zeichen für den Übergang: Jetzt nehme ich dieses neue Leben hinein in mein Alltagsgewand. Jetzt soll mein Alltagskleid diese Lebensluft, diese Lebenslust atmen. Jetzt soll dieses Leben auch den Stoff, aus dem mein Alltag gewebt ist, durchwirken. Jetzt wird mein Leben anders, neu, von Gott durchwirkt. Ein Leben, in dem die Mächte und Gewalten, welche das nun auch sein mögen, nur noch Karikaturen ihrer selbst sind.
Gott befreit uns zum Leben! Das ist auch ein Auftrag an uns: Nutze dieses Leben, das dir neu geschenkt wurde. Mache etwas daraus. Zeige durch dein Leben, was das heißt: Ich bin erlöst, ich bin befreit. Ich bin wie neu geboren.
Und der Friede Gottes, der höher ist als alle unsere menschliche Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.
Mit Elementen aus einer Predigt von Andreas Brummer (Beschreibung der Neugetauften)
Millionen von Menschen müssen um ihre Kontodaten bangen, seit ein Hacker bei Sony Daten gestohlen hat. Eigentlich wäre das mit dem Diebstahl alles ja gar nicht so schlimm - würden nicht viele Menschen auf allen möglichen Seiten die gleichen Passwörter verwenden. Einmal irgendwo geklaut, ist das Passwort auf allen weiteren Seiten unsicher. Weil das alle betrifft, hier mein Tipp, um gute und einmalige, aber auch merkbare Passwörter zu generieren:
Predigt am Ostersonntag
Schweinfurt, St. Salvator, 4.4.10; Schonungen, 24.4.11
Liebe Gemeinde!
"Man erzählt sich, die Ampel vorm Domplatz in Mailand
stellte eines Tags all ihre Lichter auf blau.
Soll man gehn? Soll man stehn? Soll man fahrn oder warten?
Was soll blau nur bedeuten? Daraus wurde keiner schlau.
Dieses Blau war noch schöner als der Mailänder Himmel.
Wie die Tinte des Dichters für ein Frühlingsgedicht.
Wie ein Kirchenglasfenster, von der Sonne erleuchtet.
Lapislazuliblau mit etwas Wasser vermischt.
Doch die Leute verfluchten das Verkehrsministerium,
die Regierung, die UNO, überhaupt diese Welt.
Ein Verkehrspolizist blies die Pfeife und tobte.
Und ein andrer hat schnell ihren Strom abgestellt.
Doch bevor sie verlosch, dachte die blaue Ampel:
Ach ihr Armen, sicher hat euch noch keiner erzählt:
blau bedeutet: Die Straße ist jetzt frei in den Himmel.
Wenn ihr wollt, könnt ihr fliegen, falls der Mut euch nicht fehlt."
(Gerhard Schöne)